Toller Auftakt einer märchenhaften Reihe
Zum Inhalt:
Die Beschenkte ist der erste Band der Reihe Die sieben Königreiche
von Kristin Cashore. In der Welt, in der Katsa lebt, sind Beschenkte
etwas ganz Besonderes. Oft tragen sie nützliche Gaben, die dem König und
dem jeweiligen Königreich nutzen können, wie beispielsweise ein
beschenkter Kämpfer. Auch Katsa ist eine Beschenkte. Doch sie wird von
allen in den Königreichen gefürchtet. Denn sie ist das Mädchen mit der
Gabe zu töten. Als König Randas Instrument führt sie seine Aufträge aus -
aber diese sind alles andere als gerecht. Dennoch hat sie keine andere
Wahl als sich ihm zu fügen. Bis Prinz Bo aus dem Königreich Lienid
auftaucht. Sobald Katsa in seine silbrig-goldenen Augen blickt, weiß
sie, dass auch er ein Beschenkter ist - sie weiß nur nicht, mit welcher
Gabe. Bo ist der Einzige in allen Königreichen, der keine Angst vor
Katsa zu haben scheint. Im Kampf gegen einen König mit einer äußerst
gefährlichen Gabe werden die beiden Beschenkten zu Verbündeten - und
mehr...
Meine Meinung:
Seit längerer Zeit schon liegt die Reihe um die sieben Königreiche bei
mir im Regal herum und hat schon Staub angesetzt, als ich endlich
beschlossen habe, den ersten Band um Katsa und Bo zu lesen. Die
Beschenkte ist eines der ersten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen
habe und wird daher auch bei meiner Lesechallenge 2016 berücksichtigt.
Dass Die Beschenkte in einer mittelalterlichähnlichen Zeit spielen soll, merkt man an der Atmosphäre und den einzelnen Aufbauten der Königreiche. Es gibt weder Elektrizität, noch Autos, sondern man kann sich nur zu Pferd und zu Fuß bewegen. Diese Atmosphäre, die ich gerade erwähnt habe, hat die Autorin meiner Meinung nach wunderbar einfangen können. Man fühlt sich richtig in die Zeit versetzt, in der die Geschichte spielt. Man wird an keinem Punkt aus seiner kleinen Zeitreise zurückgeholt, weder sprachlich noch atmosphärisch gesehen. Auch die Sprache hat die Autorin sehr detailliert und aufwendig atmosphärisch gestalten können. Katsa und alle anderen Charaktere reden nicht so, als würden sie aus der heutigen Zeit stammen, wobei man die Gespräche sehr gut nachvollziehen und verstehen kann. Natürlich unterscheidet sich die mittelalterliche Sprache in einige Punkten von unserer heutigen, so dass viele Worte, die in jener Zeit gang und gebe waren, mittlerweile nicht mehr verwendet werden. Mir persönlich haben sich keine Verständnisschwierigkeiten aufgetan, obwohl die Autorin manche Sachen sehr schwülstig umschreibt. Im Großen und Ganzen orientiert sich die Sprache mehr auf die Handlungen der Charaktere als auf ihre Gefühle, aber trotzdem bricht die Autorin an einigen Stellen des Buches mit der reinen Beschreibung der Situation und schweift sprachlich ein wenig aus um einen bestimmten Sachverhalt zu beschreiben. Das ist auch eines der Dinge, die Spannung hervorrufen und die Aufmerksamkeit des Lesers wecken, da er hier merkt, dass diese beschriebene Situation anscheinend sehr wichtig ist. Die Kapitel selbst sind oftmals relativ kurzgehalten, nur zwischenzeitlich lassen sich Kapitel von 20 bis 25 Seitenlänge finden. Somit kann man auch als Leser mit wenig Zeit mindestens ein Kapitel schaffen. Trotzdem baute die Autorin häufig Sinnabschnitte ein, so dass man auch da eine Pause einlegen und wieder nahtlos in das Buch einfinden kann.
Die Charaktere waren auch sehr gut ausgearbeitet und sind schön gestaltet worden. Natürlich lernt man Katsa und Bo am besten von allen kennen, trotzdem gibt es eine gewisse Distanz zwischen den Lesern und den Charakteren. Dies liegt daran, dass das Buch in einem personalen Erzählstil gehalten wird, wodurch man nicht direkt in Katsas Kopf "hineinschauen" kann. Die Nebencharaktere hätten ein wenig öfter auftreten können wie ich finde. Raffin, Giddon, Oll, Randa und alle anderen haben nur ein paar wenige Auftritte bevor Katsa und Bo sich auf die Reise begeben. Zwar hat man einen ungefähren Eindruck, wie diese Charaktere so ticken, aber es fehlte irgendwie der Bezug zwischen Leser und Charakter. Es war einfach schwer, sich diese Charaktere als Filmcharaktere oder Personen aus dem echten Leben vorzustellen obwohl man hier auch Katsas Beziehung zu den Charakteren kennt. Das fand ich ein kleines bisschen schade. Denn ansonsten dreht sich die gesamte Geschichte nur um Katsa und Bo. Und obwohl beide unglaublich detaillierte und interessante Charaktere sind, konnte es mit der Zeit ein wenig langweilig werden, da es eben nur um die beiden Protagonisten geht. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Einfluss der Nebencharaktere gewünscht.
Den Handlungsverlauf selbst fand ich ebenso gut durchdacht wie die Charaktere es waren. Ich kann mich an keine Stelle im Buch erinnern, wo der Handlungsverlauf mich gelangweilt hat. Besonders den Anfang und das Ende des Buches fand ich sehr mitreißend. Zu Beginn wird man einfach in die Geschichte hineingeworfen und muss sich als Leser erst einmal orientieren was gerade los ist, denn die Szene ist nicht gerade langweilig, sondern eher hektisch und actionreich gestaltet. Der Schluss konnte mich besonders fesseln, da alle Punkte, die Katsa und Bo im Verlauf der Geschichte aufdecken, endlich ein großes Ganzes ergeben konnten und man gespannt auf den weiteren Verlauf gespannt war. Dennoch hätte ich mir ein wenig mehr Details über die Königreiche gewünscht. Zwar erklärt der Erzähler sehr gut, welches Königreich welches ist und die momentane politische Lage in jedem von ihnen, dennoch erleben Katsa und Bo selbst nicht diese Königreiche, sondern reisen nur durch sie hindurch ohne den Leser aufzuklären, welche Leute sie treffen oder ähnliches. Die Reise an sich hat mir glaube ich am wenigsten gefallen, einfach, weil sie so hektisch heruntergeschrieben wurde: Erst waren sie da und da, dann sind sie mit den Pferden da rüber geritten und waren jetzt in Königreich xy. Das fand ich eigentlich sehr schade, denn abgesehen von der Interaktion zwischen Bo und Katsa und dem Reiten passiert nicht sonderlich viel. Die Landschaft die sie durchqueren wurde nur unzureichend beschrieben, so dass es schwer war, sich die jeweiligen Orte vorzustellen.
Das Ende hingegen hat mir wieder super gefallen. Zwar hat man schon eine gewisse Vorahnung, was passieren wird, aber man ist trotzdem gespannt, wie die Autorin das umsetzt. Ich habe die letzten 100 bis 150 Seiten in einem Rutsch durchgelesen, weil das Ende wirklich unheimlich spannend gestaltet war. Auch der Epilog gibt nochmals einen runden Abschluss zum Buch und greift nochmal genauer auf, was jetzt mit Katsa und Bo los ist. Da im nächsten Buch eine andere Dame mit dem Namen Fire im Vordergrund stehen soll, fand ich es sehr schön, dass die Autorin Katsa und Bo mit diesem Epilog so gut abgerundet hat.
Fazit:
Die Beschenkte ist ein toller Auftakt zu einer Reihe wie aus dem
Märchenbuch, allerdings nicht aus einem besonders schönen. Die Gegend
und die Themen über die gesprochen wird, sind hart und realitätsnah und
verbergen Intrigen und Lügen um die Macht der Könige. Der Sprachstil
fügt sich super in die dargestellte mittelalterlich-ähnliche Zeit ein,
so dass man sich die Szenerien gut vorstellen und Gedanken und Gefühle
der Charaktere verstehen kann. Leider rücken die Nebenpersonen ein wenig
zu sehr in den Hintergrund, so dass die Geschichte um Katsa und Bo den
gesamten Roman dominiert. Dies kann für den ein oder anderen Leser ein
wenig langweilig werden, was jedoch durch den äußerst spannenden
Handlungsverlauf kompensiert werden kann. Ständig passiert irgendetwas
Neues, so dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Allerdings
hat mir die Beschreibung der Reise nicht ganz so gut gefallen. Es wirkte
so als hätte die Autorin diesen Teil des Buches möglichst rasch
herunterschreiben müssen, damit noch Platz für die restliche Handlung
bleibt. So kommen die Beschreibung der Landschaft und weitere Details
über die Königreiche leider etwas kurz. Ich hoffe, das ändert die
Autorin mit dem 2. Band der Reihe. Somit gibt es für Die Beschenkte 4
von 5 möglichen Sternen.
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Allgemeine Infos zum Buch
Taschenbuch: 512 SeitenVerlag: Carlsen (22. Februar 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3551310092
ISBN-13: 978-3551310095
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