Samstag, 8. August 2015

Rezension zu "Margos Spuren" von John Green

Ein spannender Jugendroman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann – jedoch mit laschem Ende

 

Zum Inhalt:
Quentin lebt ein ganz normales Leben in einer Kleinstadt – bis Margo Roth Spiegelman und ihre Familie im Nachbarhaus einzieht. Ab da beginnt Quentins Bewunderung für das Mädchen, mit der er nie mehr als 2 Worte gewechselt hat und verliebt sich schon als Kind in sie. Und eben dieses Mädchen steht eines Nachts mitten in seinem Zimmer und bittet ihn, ihr zu helfen. Sie will Rache an ihrem Exfreund nehmen. Diese Nacht wird für Quentin die aufregendste Nacht seines Lebens – doch der Morgen danach wird umso schrecklicher als er erfährt, dass Margo verschwunden ist. Mit seinen Freunden Ben und Radar begibt er sich auf die Suche nach Margos Spuren, denn immer wieder findet er kleine Hinweise die auf ihren Rückzugsort hinweisen…  

Meine Meinung:
Da ich schon Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green gelesen habe (und mich sowohl in die Charaktere als auch den Schreibstil verliebt habe), konnte ich nicht anders als auch Margos Spuren zu lesen. Eigentlich wollte ich zuerst die englische Originalfassung lesen, doch da diese zum Zeitpunkt des Bucherwerbs in meiner Buchhandlung restlos ausverkauft war, entschied ich mich doch für die deutsche Ausgabe von Paper Towns. Auch Margos Spuren habe ich vor einer ganzen Weile gelesen, bin jedoch aufgrund von Klausurstress nicht dazu gekommen, meine Rezension zu schreiben. Jetzt hole ich dies jedoch nach.

Der Schreibstil ist wie immer bei Büchern von John Green – einfach großartig. Er erzählt so, dass man sich als Leser die Charaktere und ihre Handlungen bildlich vorstellen kann und baut keine Schachtelsätze um Gefühle oder Handlung herum. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass eine sehr gute Balance zwischen Gefühlsbeschreibung und Handlung herrschte – in den ersten zwei Dritteln des Buches steht zwar die Handlung im Vordergrund, trotzdem lässt der Autor immer wieder erkennen, wie Quentin sich bezüglich der Situation fühlt, in die Margo ihn gebracht hat. Die gesamte Geschichte ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, wobei Quentin hier der Protagonist ist. Ihn lernt man auch während der gesamten Handlung am besten kennen, eben weil man so viel über ihn erfährt. Zudem konnte ich mich viel besser in Quentin hineinversetzen und auch die Handlung besser verfolgen. Die Kapitel sind nicht sonderlich lang, so dass man mindestens eins schaffen kann während eines Lesedurchgangs. Allgemein ist die Geschichte aber auch so spannend, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Immer wieder baut der Autor Cliffhanger an die Kapitelenden ein, so dass man unbedingt wissen möchte, wie es jetzt weitergeht. Deswegen konnte man im Buch sehr schnell voranschreiten. Auch die Abwechslung zwischen Ernsthaftigkeit und Humor ist genau richtig. Die Lacher, die John Green hier einbaut, passen perfekt und wirken nicht übertrieben. Sie entspannen die gesamte Situation ein wenig und bringen Ruhe hinein. Die meisten Lacher werden durch Quentins Freund Ben eingebaut, zu dem ich später noch etwas sagen werde.

Was mir außer dem Schreibstil auch sehr gut gefallen hat, waren die Charaktere. Ich hatte wirklich das Gefühl, als wären Quentin, Margo und ihre Freunde aus dem wirklichen Leben gegriffen. Quentin erinnerte mich am Anfang sehr an Charlie aus The Perks of Being a Wallflower, entwickelte sich aber immer mehr vom Jungen, der nichts riskiert zu einem Menschen, der alles auf eine Karte setzt um Margo zu finden. Insgesamt empfand ich Quentins Verhalten relativ normal für einen 17-jährigen High-Schoolschüler und konnte mich wahrscheinlich deswegen so gut mit ihm identifizieren. Seine Bewunderung für Margo überträgt sich auch auf den Leser, so dass auch dieser Margo ähnlich wie Quentin sieht – nämlich wie ein Wunder. Was sie in ihrem bisherigen Leben alles getan haben soll klingt so unglaublich und fantastisch, dass man Quentins Bewunderung für das Mädchen sehr gut nachvollziehen kann. Auch ihre Hinweise, die sie Quentin hinterlässt sind so mystisch und geheimnisvoll wie Margo selbst und der Leser möchte sie mit Quentin gemeinsam unbedingt finden. Auch Ben und Radar waren toll ausgearbeitete Charaktere, die immer mehr aus der Sparte der Nebencharaktere in die Liste der Protagonisten wanderten. Ben und sein schräger Humor und die Art wie er jedes weibliche Wesen in seiner Umgebung „Schnuckelpuppe“ nennt, bringen den Leser sehr zum Lachen und lockern die Ernsthaftigkeit, Margo unbedingt finden zu müssen, etwas auf. Radar ist sein Gegenpol und die Ernsthaftigkeit in Person. Mithilfe seiner Enzyklopädie bringt er die Freunde sehr weit in ihrer Suche und hält Ben davon ab, zu sehr über die Stränge zu schlagen. Auch Radar kann lustig sein wenn er will, ist aber im Vergleich zu Ben der Ernsthaftere der beiden.

Der Handlungsverlauf der Geschichte ist wundervoll gestaltet und alles scheint sich nahtlos aneinanderzufügen. Durch die Cliffhanger wird der Leser neugierig gemacht bezüglich der Handlungsfortsetzung und entscheidet sich eher dafür, noch ein Kapitel zu lesen als das Buch wegzulegen. Immer wieder finden Quentin, Ben und Radar neue Hinweise über Margos Aufenthalt und die Fragen, die sich dem Leser dabei stellen, bleiben unbeantwortet. Wo genau ist Margo? Ist sie tot? Lebt sie noch? Warum hat sie das getan? Schade fand ich, dass einige Aspekte, die John Green in seinem Buch erwähnt, doch sehr unter den Tisch fallen, wie der Schulball. Am Anfang wird groß darüber berichtet, aber ansonsten findet er keinen Platz im Buch. Das fand ich sehr schade, vor allem, wenn dieser von Ben und Radar ganz groß angekündigt wird.

Das Einzige, was mir wohl nicht so gut gefallen hat, ist das Ende. Dabei fällt mir ein Zitat von Margo ein, dass sie am Anfang des Buches anbringt.

„[…] Margo antwortete nicht. Sie kniff die Augen zusammen und starrte in die Ferne. >> Genau so war es auch, als ich in die Universal Studios eingebrochen bin<<, sagte sie dann. >>Irgendwie ist es cool und alles, aber eigentlich gibt es nicht viel zu sehen. Die Attraktionen sind zu. Alles ist abgeschlossen. Die meisten Tiere tun sie nachts in andere Becken.<<Abschätzig ließ sie den Blick über den Freizeitpark gleiten. >>Ich schätze, das Reizvolle ist nicht, drin zu sein<<.
>>Was ist dann das Reizvolle?<<, fragte ich.
>>Das Planen vielleicht. Ich weiß es auch nicht. Aber die Ausführung ist nie so spannend, wie man gehofft hat.<< (S. 86)


Irgendwie konnte ich mich bezüglich des Endes sehr gut mit diesem Zitat identifizieren. Die Planung, wie Quentin, Ben und Radar Margo finden wollen, ist sehr spannend gestaltet, aber genau das schien am Ende zu fehlen. Irgendetwas ganz Essentielles hat mir hier gefehlt, genau benennen kann ich es nicht. Jedenfalls hatte ich auf einmal nicht mehr so dringend das Bedürfnis, das Buch weiterlesen zu müssen. Das fand ich sehr schade, denn die Geschichte um Margo ist wirklich eine sehr schöne Idee und auch spannend gestaltet. Nur das Ende kann mit dem Rest der Handlung nicht wirklich mithalten.

Fazit:
Ein wundervolles Jugendbuch über die erste Liebe und die Jagd danach. Der Schreibstil ist großartig, sowohl humorvoll, als auch ernst und fügt sich wunderbar in die Handlung ein. Generell scheint das Geschehen einfach so vor dem inneren Auge des Lesers abzulaufen ohne irgendwelches Zutun. Auch die Charaktere haben mir gut gefallen: Ben mit seiner schrägen Art, Radar mit seiner Ernsthaftigkeit und Quentin mit seiner Entschlossenheit, Margo endlich zu finden. Der Handlungsverlauf ist genauso spannend gestaltet und die Cliffhanger an den Kapitelenden tun ihr Übriges, um den Leser nicht loszulassen. Er will Antworten auf seine Fragen, doch die bekommt er erst am Ende des Buches. Letzteres fand ich jedoch sehr lasch geschrieben. Ich konnte mich nicht motivieren, weiterzulesen, was sehr schade war. Denn die Geschichte an sich ist unglaublich genial konzipiert und auch schön erzählt. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich es auf einmal mit einem ganz anderen Quentin und einer ganz anderen Margo zu tun hatte. „Margos Spuren“ bekommt daher von mir nur 4 von 5 Sternen. 

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Allgemeine Infos zum Buch
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 08.02.2010
Aktuelle Ausgabe : 01.07.2015
Verlag : DTV
ISBN: 9783423086448
Flexibler Einband 336 Seiten
Sprache: Deutsch

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