Freitag, 17. März 2017

Rezension zu "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen von Margot Lee Shetterly

Ein gutes Sachbuch zu einem wenig bekannten Teil der amerikanischen Raumfahrt

 

Zum Inhalt:
Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson - Namen, die vermutlich nur wenige Menschen auf der Welt etwas sagen. Doch diese drei Frauen wurden als "Computer in Röcken" mit der NASA in den 1950ern bis 60ern weltberühmt für ihre Berechnungen und großen Verdienste in der US-amerikanischen Raumfahrt. In einer Zeit in der Segregation zwischen schwarz und weiß noch legal und aktiv betrieben und Frauen eher als Hausfrauen und Mütter angesehen wurden, erkämpfen sich diese drei Frauen einen heißbegehrten Job als Rechnerinnen. Für die NASA sind ihre Fähigkeiten von unschätzbarem Wert, was die Frauen in eine Position bringt, eine bedeutende Welle der Veränderung im Kampf um Gleichberechtigung loszutreten...

Meine Meinung:
Da ich mich sehr für die Geschichte der amerikanischen Kultur interessiere (ich studiere immerhin ja auch Englisch :D), hat mich das Buch direkt angesprochen. Deswegen habe ich mich auch sehr gefreut, als ich es im Zuge einer Leserunde gewonnen habe.

Vorab sei gesagt: Dieses Buch ist KEIN Roman. Die Autorin Margot Lee Shetterly ist selbst Wissenschaftlerin und hat sich über 5 Jahre mit diesem Thema beschäftigt bevor sie sich an das Schreiben des Buches machte. Wer also hier eine schön geschriebene Romanhandlung erwartet, wird von diesem Buch am Ende dann doch sehr enttäuscht sein. Obwohl dieses Buch eigentlich ein Sachbuch ist, lässt es sich dennoch gut lesen wie ich finde. Man erfährt eine Menge über die US-amerikanische Geschichte, nicht nur was den Aufbau der Raumfahrt angeht sondern auch was die Trennung von schwarz und weiß anbelangt. So stellt die Autorin beispielsweise die Toilettensituation bei der Nasa dar, dass schwarze Mädchen nicht die Toiletten der "Weißen" benutzen dürfen und umgekehrt oder dass es einen separaten Tisch für die farbigen Arbeiterinnen gab. Dies so dargestellt zu lesen ist für jemanden, der diese ganze Situation nicht miterlebt hat und in einer recht offenen Welt lebt, kaum noch vorstellbar. Trotzdem helfen die Beschreibungen, sich ein wenig mehr in die Situation von vor 50 Jahren hineinzuversetzen. Leider fand ich es ein wenig schwer, den wissenschaftlichen Erklärungen der Autorin zu folgen. Dadurch, dass es sich viel um die Raumfahrt und die damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Fachtermini dreht, kommt man als Laie nur schwer mit. Vieles erscheint einem recht unverständlich und es dauert eine Weile bis man sich einigermaßen in den Schreibstil einfinden kann. Auch die Zeitsprünge, die die Autorin zwischenzeitlich einbaut um die Handlung ein wenig voranzutreiben, kamen manchmal sehr unerwartet, so dass man sehr stark aus der Handlung gerissen wurde und sich erst einmal erneut in der Geschichte orientieren musste. Das fand ich etwas schade, da es meine Motivation ein wenig geschmälert hat, weiterzulesen. Was ich außerdem noch gut gefunden hätte, wären Fotos, die zumindest in einem Abbildungsverzeichnis auftauchen, damit man vielleicht eine ungefähre Vorstellung hat, wie bestimmt Szenerien zu der damaligen zeit aussahen. Zwar nennt die Autorin in ihrer Referenzliste einige Links zu den verschiedenen Bildern, jedoch hat man nicht immer einen Laptop oder ein Tablet bei sich, um diese Bilder abzurufen. So konnte ich mir einige Szenerien oder Bilder nur sehr schwer vorstellen.

Auch die drei Frauen, die die Protagonistinnen des Romans sind, haben mir sehr gut gefallen. Trotzdem waren neben ihnen auch andere Rechnerinnen wichtig. Zwar erhält man keinen richtigen Einblick in ihre jeweiligen Leben, wie es bei Katherine, Dorothy und Mary der Fall ist, aber auch ihre Taten und Leistungen für die NASA spielen eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf. Besonders Dorothys und Marys Werdegang bei der NASA spielen eine wichtige Rolle im Buch, während Katherine bis zur Mitte der Geschichte fast komplett außer Acht gelassen wird. Dies ist allerdings überhaupt nicht schlimm, da alle drei Frauen unglaublich detailliert von der Autorin ausgearbeitet werden. Man kann ihrem Werdegang unglaublich gut folgen und auch ihre Hintergründe werden sehr gut erklärt, was einem hilft, die Frauen besser zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen. Ich habe mich besonders auf Katherines Karriere bei der NASA gefreut, weil sie im Grunde die eigentliche Protagonistin des Buches ist, was auch im Klappentext durch die aufgelisteten Meilensteine aufgelistet wird. Dennoch waren auch Marys und Dorothys Stationen bei der NASA sehr interessant zu lesen und besonders durch die Interviews, die die Autorin mit den Kindern der beiden Frauen führte, bekommt der Leser noch einmal einen genaueren Einblick in das Leben der beiden.

Der Verlauf des Buches selbst orientiert sich stark am Werdegang der drei Protagonistinnen als auch am Aufbau der NASA allgemein. Zwar baut die Autorin immer wieder Zeitsprünge ein, die den Leser schnell aus der Bahn werfen können; diese beziehen sich aber größtenteils auf Hintergrundinformationen zu dem jeweiligen Jahrzehnt, in dem sich der Leser und die Handlung gerade befindet. Dies ist unglaublich interessant, denn so bekommt man als Außenstehender auch einen Eindruck von der herrschenden Segregation in den USA und wie sich dies auf die Bevölkerung ausgewirkt hat. Dabei ist nicht einmal ein großes Vorwissen notwendig, um sich in die Situation der Farbigen hineinversetzen zu können, sondern wird langsam an die Situation herangeführt, so dass auch Leser, die sich zuvor nicht mit der Segregetion in Amerika beschäftigt haben, ein grundlegendes Verständnis davon bekommen. Man wird also mit Hidden Figures - Unerkannte Heldinnnen an ein Kapitel der amerikanischen Raumfahrtsgeschichte herangeführt, dass definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient als es momentan bekommt.

Auch das Ende hat mir gut gefallen. Auch wenn die Autorin von vorneherein festhält, dass sie nicht alle Aspekte, die sie gerne einbringen möchte, einbringen kann, schafft sie es dennoch, noch einige neue interessante Fakten zu präsentieren. Allgemein lässt sich festhalten, dass das Ende sehr abrundend auf den restlichen Teil des Sachbuches wirkt und die Geschichte nicht abrupt abreißt. Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen bietet somit ein Sachbuch, das unglaublich lehrreich ist.
Fazit:
Bei Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen handelt es sich um ein gutes Sachbuch zu einem wenig bekannten Teil der amerikanischen Raumfahrt. Obwohl viel mit wissenschaftlichen Termini und Zeitsprüngen gearbeitet wird, ist es doch möglich, der Handlung einigermaßen gut zu folgen. Besonders die drei Protagonistinnen Katherine, Dorothy und Mary helfen dem Leser, sich in die Zeit hineinzuversetzen, in der die USA von Segregation und Benachteiligung der Frauen dominiert wurden und zeigen auf, dass trotz der Benachteiligung durch nicht vorhandene Beförderung oder getrennte Toiletten ein Eingreifen viel bewegen kann. Für dieses tolle Sachbuch, das mit einem schönen abrundenden Ende aufwartet, vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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 Allgemeine Infos zum Buch
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 02.01.2017
Aktuelle Ausgabe : 02.01.2017
Verlag : HarperCollins
ISBN: 9783959670845
Flexibler Einband 400 Seiten
Sprache: Deutsch
 

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