Durch ständig neu aufgeworfene Abschnitte ist die Geschichte sehr verwirrend
Zum Inhalt:
Abdullah ist 10 Jahre alt und lebt mit seinem Vater, seiner Stiefmutter,
seinem Stiefbruder und seiner Schwester Pari in ärmlichen
Verhältnissen. Er und Pari sind ein Herz und eine Seele, dabei ist die
Kleine gerade einmal 3 Jahre alt. Zumindest sind sie das, bis ihr Vater
einsieht, dass er nicht mehr für die beiden, ihren Stiefbruder Iqbal und
seine neue Frau sorgen kann. Unter Tränen werden die beiden Geschwister
getrennt und Pari kommt in der Wadhati-Familie unter. Doch statt sich
an ihren Bruder zu erinnern gerät er für sie immer mehr in
Vergessenheit...
Abdullah hingegen will seine Schwester wiedersehen,
doch es will ihm nicht gelingen. Erst Jahrzehnte später taucht ein
Dokument auf, das Pari beweist, dass sie einen Bruder hat. Ist es zu
spät für die Geschwister um noch zusammenzufinden?
Meine Meinung:
Da ich bereits Tausend strahlende Sonnen von Khaled Hosseini gelesen
habe, musste ich natürlich auch Traumsammler lesen, besonders, da
dieser Roman so hoch gelobt worden ist. Leider konnte dieser mich nicht
so überzeugen wie es bei anderen der Fall war.
Zuerst einmal möchte
ich wie immer über die Sprache des Romans reden. Wer Khaled Hosseinis
Bücher kennt, weiß, dass er sehr schnörkellos, aber dennoch recht
poetisch schreibt. Dies ist bei Traumsammler genauso. Man ist sehr nah
am Geschehen und fühlt sich dementsprechend auch den Charakteren und
der Handlung des Romans sehr nah. Genau wie in seinem Vorgänger benutzt
der Autor gewisse Worte aus seiner Muttersprache um den Leser der
Situation und vor allem auch seinem Heimatland näherzubringen. Obwohl
die Worte in einer fremden Sprache geschrieben sind und der Großteil der
Leser nicht Hosseinis Muttersprache mächtig ist, sind diese Worte im
Kontext gesehen dennoch verständlich. Oft erklärt Hosseini sie auch in
einem kurzen Nebensatz um den Leser nicht in der Luft hängen zu lassen.
Somit stellt die Benutzung seiner Muttersprache kein großes Hindernis
für den Leser dar. Oft beschreibt Hosseini die Situationen, in denen
sich seine Charaktere befinden sehr direkt und häufig recht objektiv.
Dadurch erfährt der Leser nur, was passiert, jedoch nicht die
Bewertungen des Erzählers. Dieser wechselt im Verlauf der Handlung des
Öfteren und gewährt Einblick in den Kopf verschiedener Personen, am
häufigsten wird jedoch der personale Erzähler benutzt, der sich nicht
direkt im Kopf des jeweiligen Protagonisten befindet. Leider fand ich
die Länge der Kapitel etwas unpassend gewählt. Die Kapitel an sich
ergeben Sinn, aber oftmals sind sie zu lang um sie in einem Rutsch
wirklich durchlesen zu können. Da ich in den letzten Monaten kaum Zeit
hatte wegen Unistress und dem ganzen Kram, bin ich oft wieder aus der
Geschichte herausgekommen, weil ich nicht mehr wusste um was es
überhaupt ging.
Leider ist es nicht das Einzige, was mir an dem Roman
nicht so gut gefallen hat. Auch die Charaktere waren für mich schwierig
zu erfassen, so dass ich kaum etwas über sie sagen kann. Jedes Kapitel
stellt einen anderen Charakter in den Vordergrund und macht ihn somit
(für einen kurzen Moment zumindest) zum Protagonisten. Denkt man
anfangs, dass dies doch eigentlich Pari und Abdullah sein müssten, wird
man enttäuscht. Zwar finde ich es gut, dass Hosseini verschiedene
Charaktere sprechen lässt, da viele auch zum Wiedersehen der beiden
Geschwister beitragen, aber einige Passagen fand ich unnötig, da diese
einfach geschrieben worden waren ohne mit der Handlung zusammenzuhängen.
Zumindest erschien mir das so. Dadurch, dass auch ständig ein
Protagonistenwechsel stattfand, konnten die Charaktereigenschaften der
einzelnen Personen kaum oder nur unzureichend herausgestellt werden. Sie
wirkten nicht real auf den Leser, sondern schienen nur Mittel zum Zweck
zu sein, die Geschichte voranzutreiben. Somit liegt der Fokus des
Romans klar auf der Handlung während die Personen zurückfallen und in
den Hintergrund treten müssen. Die Balance zwischen Handlung und
Charakterzügen der Personen bleibt aus; stattdessen wird mehr Gewicht
darauf gelegt, ihren Nutzen für die Geschichte hervorzuheben während
ihre Persönlichkeiten mit jedem Kapitel unwichtiger werden.
Den
Handlungsverlauf empfand ich als unglaublich verwirrend. Dies lag nicht
nur an den langen Kapiteln, sondern auch an den vielen Personen und
ihrem Handeln und Gesagtem. Irgendwie konnte ich den Zusammenhang
zwischen den einzelnen Geschichten, die sich zu einer zusammenfügen
sollten, nicht ganz erkennen. Man muss sich als Leser sehr stark
konzentrieren um mitzukommen und die Zusammenhänge zu verstehen. Tut man
das nicht, muss man oft mehrere Seiten oder Kapitel zurückblättern um
sich in Erinnerung zu rufen, was bisher passiert ist. Ich hatte das
Gefühl, dass man sich als Leser die gesamte Geschichte vollkommen
selbstständig erarbeiten musste. Man bekam von dem Autor die Kapitel,
sozusagen als Puzzleteile, während der Leser sie zu einem Gesamtbild
zusammensetzen sollte. Man erhält nur Fetzen von der Gesamthandlung, das
in irgendeiner Weise eine Geschichte ergeben soll, dennoch habe ich
nach Beendigung des Buches, was jetzt auch schon über 2 Monate
zurückliegt, immer noch nicht alle Puzzleteile zusammensetzen können.
Die Kapitel selbst gehen nicht fließend ineinander über. Das ständige
Herausreißen und Hineinwerfen in die nächste Situation ist irgendwie
abrupt und gehört manchmal gar nicht wirklich zusammen. Auch muss man
sich sehr häufig fragen, wo ich mich gerade befinde. Bin ich gerade in
der Gegenwart, der Vergangenheit? Welcher Charakter bin ich jetzt? - Das
sind wohl die häufigsten Fragen die ich mir während des Lesens gestellt
habe. Auch wenn der Fluss in der Geschichte nicht wirklich vorhanden
war hatte ich trotzdem das Gefühl nah am Geschehen zu sein und mich gut
in die jeweiligen Situationen hineinversetzen zu können. Somit konnte
man zumindest die Handlung miterleben wenn man schon große Probleme
hatte, sie zu verstehen.
Das Ende empfand ich als sehr bitter und
traurig. Irgendwie habe ich mir etwas Anderes erhofft und auch erwartet,
aber das ist nicht eingetreten. Der Abschluss der Geschichte fühlte
sich für mich falsch und auch richtig zugleich an - irgendwie hatte ich
das Gefühl, dass etwas fehlte aber irgendwie auch nicht. Das Gefühl,
hängen gelassen zu sein, habe ich hier am Ende des Romans ganz besonders
deutlich gespürt und ob ich mit dem Abschluss an sich zufrieden bin
kann ich immer noch nicht wirklich sagen. Dies liegt
höchstwahrscheinlich auch an der Distanz zu den einzelnen Charakteren,
obwohl man sich nach der traurigen Reise durch die Zeit etwas anderes
erhofft hatte.
Fazit:
Leider konnte Traumsammler meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllen.
Für mich war die Geschichte viel zu verworren um überhaupt einen Fluss
in der Handlung herzustellen und man brauchte auch sehr lange um wieder
in die Geschichte hineinzufinden nachdem man eine Lesepause gemacht hat.
Auch die Charaktere konnten mich nicht wirklich überzeugen. Sie dienen
praktisch nur als Mittel zum Zweck, die Handlung voranzutreiben und
existieren nur auf dem Papier. Man lernt nur ihre Geschichte kennen,
während ihre Gedanken und Gefühle oft außen vor bleiben. Einzig und
allein die Sprache konnte durch ihre Poesie ein wenig bei mir punkten.
Sie ist das Instrument was den Leser an das Geschehen fesselt, so dass
man trotz all der Verwirrung weiterlesen möchte. Ansonsten war Traumsammler für mich leider nur eine emotionale und mitfühlende
Geschichte, der aufgrund der oberflächlichen Charaktere und ihrer
Verworrenheit das Herz gefehlt hat. Somit kann ich für diesen Roman
leider nur 2 Sterne vergeben.
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Allgemeine Infos zum Buch
Erscheinungsdatum Erstausgabe
:
31.07.2013
Aktuelle Ausgabe : 25.09.2014
Verlag : FISCHER Taschenbuch
ISBN: 9783596198207
Flexibler Einband 448 Seiten
Sprache: Deutsch
Aktuelle Ausgabe : 25.09.2014
Verlag : FISCHER Taschenbuch
ISBN: 9783596198207
Flexibler Einband 448 Seiten
Sprache: Deutsch
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