Samstag, 16. August 2014

Rezension zu "Cop Town" von Karin Slaughter

Nicht nur ein einfacher Thriller

 

Zum Inhalt:
Atlanta 1974: Seit mehreren Monaten wird die Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaates Georgia von einer fürchterlichen Mordserie heimgesucht. Doch für das Atlanta Police Department sind diese Morde besonders schwer zu verkraften. Opfer sind nämlich bisher nur Polizisten gewesen - und die Angst, dass man selbst der nächste sein könnte, wächst täglich. Der einzige Verdächtige, den man bisher festgenommen hat, kommt aus Mangel an Beweisen frei und schafft es unterzutauchen während die restlichen Polizisten weiterhin nach dem "Copkiller" fahnden.
Als Frau hat es Maggie Lawson, die auch beim Department arbeitet, nicht leicht - ständig muss sie sich gegen die sexistischen Bemerkungen der Kollegen behaupten und erträgt die Sticheleien ihres Bruders Jimmy und ihres Onkels Terry kommentarlos. Als jedoch Jimmys Partner Don auf genau die gleiche Weise ermordet wird, wie die anderen Cops zuvor, beschließt Maggie, richtig an dem Fall zu arbeiten. Unerwartete Hilfe bekommt sie dabei von Kate Murphy, die gerade ihren ersten Arbeitstag als Polizistin hinter sich hat. Und Maggie beginnt langsam an die Auflösung der Mordserie zu glauben...

Meine Meinung:
Erst einmal vorab: Das ist mein allererster Karin Slaughter-Thriller, daher habe ich bisher keinen Vergleich zu ihren anderen Büchern, die auch hier in Deutschland unglaublich erfolgreich sind. Da ich sehr selten Thriller oder Krimis lese, ab und zu aber doch Lust auf einen bekomme und dazu noch Englisch mag, erschien mir Cop Town als passender Einstieg in die literarische Welt der Spiegel-Bestsellerautorin.

Wer hier allerdings nur einen einfachen Thriller erwartet, der wird unglaublich überrascht, denn Coptown ist nicht einfach nur ein Thriller, sondern ein waschechter Gesellschaftsroman, der die sozialen Schichten in den 70er Jahren und die Frauenfeindlichkeit  widerspiegelt. Auf jeder Seite spürt man die Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber dem Geschehen und kann sich richtig gut in die Situation hineinversetzen. Da zudem noch zwei Frauen unsere Protagonistinnen sind, bekommt der Leser auch noch die volle Ladung Sexismus ab, denn sowohl Maggie als auch Kate werden von den anderen Cops stark schikaniert und nicht ernst genommen. Diese Szenen wirken allerdings keineswegs überladen sondern kommen einem während des Lesers auch visuell in den Kopf gesprungen. Karin Slaughter schafft es, durch die äußerliche Atmosphäre einen richtigen Film im Kopf des Lesers ablaufen zu lassen und auch ohne Mimik oder Gestik hat der Leser ein ungefähres Bild im Kopf wie die Personen reagieren.

Auch die Sprache, die Karin Slaughter benutzt ist leicht verständlich. In kurzen Sätzen schildert sie die Handlung, so dass auch ungeübte Englischleser dem Geschehen ohne große Schwierigkeiten folgen können. Selbst wenn man einmal die Bedeutung eines Wortes nicht kennt, erschließt dieses sich doch immer irgendwie aufgrund des Sachzusammenhangs. Je weiter man liest, desto mehr begreift man den Schreibstil der Autorin und versteht, was sie dem Leser mit ihren Worten ausdrücken will. Auch wenn man eine kurze Pause macht, kommt man leicht wieder in den Schreibstil und somit auch in die Handlung hinein. Mitunter sind die Kapitel sehr lang gehalten, was für Leser, die momentan kein großes Maß an Freizeit haben, sicherlich ermüdend erscheinen mag, jedoch kommt man, wie gerade schon gesagt, schnell wieder in das Geschehen, so dass eine Leseunterbrechung mitten im Kapitel nicht allzu tragisch ist.

Kommen wir aber nun zur allgemeinen Handlung, eher gesagt wie der Thriller insgesamt aufgebaut ist. Natürlich ist klar, dass es eine Mordserie gibt, wobei der Täter bisher jedes Mal entwischt ist und ein großer Mangel an Beweisen herrscht.  Und natürlich müssen unser Protagonistinnen diesen Täter schnappen. Ist ja auch bei jedem Krimi und jedem anderem Thriller genauso. "Cop Town" jedoch hat etwas, was den Leser an das Buch fesselt und es nicht mehr loslässt, denn die ganze Geschichte hinter der Mordserie ist unglaublich verzwickt und so vielschichtig, dass man sich schon mal in dem einen oder anderem Detail verlieren kann. Die Autorin berichtet auch aus der Sicht des Mörders und erzählt auch einen kleinen Teil seiner Geschichte, jedoch bleibt es dem Leser vollkommen schleierhaft, wer genau jetzt hinter "Fox", wie sich der Mörder selbst nennt, steckt. Man stellt zwar einige Vermutungen auf, kann diese jedoch nicht belegen und wenn man wirklich einen Verdacht hegt, wird dieser praktisch schon im nächsten Moment wieder zerschlagen. Daher war ich bei der Auflösung auch heftigst überrascht und kam aus dem Staunen nicht heraus.

Wie ich schon sagte, kann man sich bei Cop Town in dem ein oder anderen Detail verlieren und es mag an einigen Stellen recht langweilig erscheinen. Doch Karin Slaughter baut immer wieder neue Schocker ein um den Leser wachzurütteln. Dies geschieht beispielsweise durch besonders detailreiche Beschreibungen eines Todes oder einer sehr brutalen Kampfszene. Wessen Nerven ein wenig schwach sind, sollte diese Stellen besser überlesen, denn auch mich hat manchmal das kalte Grausen gepackt.

Die Charaktere waren für mich das Highlight des Buches, besonders Kate Murphy, die "Neue" hat mir besonders gut gefallen. Man lernt sie besonders genau kennen, ihre Famile, ihre Beweggründe zur Polizei zu gehen und ihre Denkweise. Das machte sie für mich zum sympathischsten Charakter des gesamten Buches.
Maggie, die ja zusammen mit Kate ermittelt, wird dem Leser auch nähergebracht, allerdings fiel es mir sehr schwer, genauso viel Sympathie für sie zu hegen wie für Kate. Trotzdem konnte Maggie dem Leser ein wenig leidtun, was ihren Onkel Terry betrifft.

Dieser Mann ist einer der unsympathischsten Nebencharaktere, über den ich je gelesen habe - und ich habe schon eine Menge Bücher verschlungen, aber Terry Lawson setzt der Bezeichnung "frauenfeindlicher Bastard" echt die Krone auf. Wie er sich Maggie gegenüber benimmt, ist schrecklich und auch sein Verhalten seinem Neffen Jimmy gegenüber ändert sich während der Handlung stark ins Negative. So einem Mann möchte man definitiv nicht im Dunkeln begegnen.
Schade war nur, dass der Leser die anderen Nebencharaktere nicht so sonderlich gut kennengelernt hat. Bei einigen von ihnen wäre es etwas wichtiger für die Aufklärung des Falles gewesen, weswegen die Enthüllung des Täters meiner Meinung nach ein wenig weit hergeholt war.

Fazit:
Ein schöner Thriller, der nicht nur ein einfacher Thriller sondern auch ein Gesellschaftsroman ist. Die leicht verständliche Sprache bringt die frauenfeindliche und rassistische Atmosphäre richtig gut rüber. Diese wirkt auch nicht zu überladen.
An den Stellen, wo es vielleicht etwas ruhiger wurde, haut die Autorin einen Schocker nach dem anderen raus, so dass man praktisch gezwungen wird, die Handlung weiterzuverfolgen. Möglich gemacht wurde das auch durch die recht vielschichtigen Charaktere, nur leider kamen hier die Nebenpersonen ein wenig zu kurz. Hier hätte ich mir tatsächlich ein bisschen mehr Detailarbeit gewünscht. Deswegen bekommt Cop Town 4 von 5 Sternen von mir.

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Allgemeine Infos zum Buch
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Delacorte Press (24. Juni 2014)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0345547497
ISBN-13: 978-0345547491

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